Posté le 12 avril 2013
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© persönlich.com; 12.04.2013; Seite p0 SSF
TV-Sender vor dem Aus
Interview: Matthias Ackeret

Die Schweizer Fernsehlandschaft ist ab Ende Juni voraussichtlich um einen Sender ärmer: Das Schweizer Sportfernsehen (SSF) wird den Betrieb einstellen. Fünf Personen verlieren ihre Stelle. Bereits 2012 wurden 10 Angestellte entlassen. Im Februar 2012 verliessen die Gründer und Hauptinvestoren Peter Weigelt und Giorgio Behr das Unternehmen. Redaktionsleiterin und Aushängeschild Claudia Lässer folgte kurz darauf. Warum der Plan nicht aufging, erklärt Tom Mörker, Verwaltungsratspräsident SSF Media, im Interview mit persoenlich.com.

Herr Mörker, was sind die Gründe für die geplante Schliessung des "Sport Szene Fernsehen" (früher "Schweizer Sport Fernsehen")?

Kurz und knapp: das fehlende Geld! Bei der Übernahme des Senders im vergangenen Herbst haben wir mit einem Turn-around innert zwei Jahren gerechnet. Ausbleibende Erträge weisen nun aber in eine Grössenordnung, die ganz einfach zu hoch sind und die wir alleine nicht tragen können. Und leider ist es uns nicht gelungen, weitere Partner für das Projekt SSF zu gewinnen.

Gibt es keine Möglichkeit, um den Sendebetrieb aufrechtzuerhalten?

Wir haben in den vergangenen Wochen mit diversen Marktteilnehmern und potenziellen Interessenten gesprochen, welche unsere Ansätze für plausibel und spannend befunden und unsere Angebote ernsthaft geprüft haben. Leider es in keinem der Fälle zu einem Abschluss gekommen. Entweder passte der SSF nicht in das bestehende Konzept oder man hatte ganz einfach Respekt vor der Aufgabe – am Verkaufspreis kann es definitiv nicht gelegen haben. Aktuell führen wir noch weitere Gespräche. Es ist aber unser Anliegen, offen und transparent über die Situation zu informieren.

Wieviele Leute würden wegen dieser Schliessung ihren Job verlieren?

Wir haben den Mitarbeitern auf den 30. April gekündigt. Der SSF hat auf seinen Sendebetrieb mit sieben Personen realisiert. Davon können zwei intern weiterbeschäftigt werden; somit verlieren leider fünf Mitarbeiter Ihre Stelle, was uns extrem schmerzt: Das ganze Team hat sich unglaublich ins Zeug gelegt und sehr viel Herzblut vergossen.

Wieviel Geld haben Sie und Ihre Aktionäre mit dem "Sport Szene Fernsehen" verloren?

Mit allen zu erwartenden Kollateralschäden rund 1,5 Mio. Diesen Betrag hatten wir für den Turn-around vorgesehen. Nach heutigem Kenntnisstand zeichnet sich allerdings ein doppelt so hoher Betrag für den möglichen Turn-around ab und den können wir alleine nicht stemmen. Deshalb legen den Hebel zu einem Zeitpunkt um, zu dem weder wir, noch externe Partner und Lieferanten unkalkulierbare Risiken eingehen müssen.

Sie sind Anfang des Jahres mit einem neuen Programm gestartet. Was gab Ihnen die Zuversicht, dass es funktionieren könnte?

Wir kommen selber aus dem Bereich des Digital-Marketings und sind überzeugt von den Möglichkeiten des bewegten Bildes und des Branded-Entertainments, dies war und ist unser wichtigster Antrieb. Hier sehen wir auch die grössten Möglichkeiten für den Markt. Gerade im Bereich des Sports ist doch heute jeder Veranstalter und Verband gefordert, seinen Sponsoren einen erkennbaren Mehrwert zu bieten, der über das reine Mäzenentum hinaus geht. Konkret also die Belegung von Plattformen, die hohe Reichweiten erzielen und eine klare Markenidentität schaffen. Erstens die Neupositionierung des Senders als "Sport Szene Fernsehen": Wir haben den Sport um den Bereich "Szene" erweitert. Wie bereits erwähnt sind wir überzeugt von der Zukunft des Branded-Entertainments im Bewegtbildbereich und sehen hier grosses Potenzial. Experten erwarten ja bis 2016 einen Bewegtbildanteil von über 85 Prozent des gesamten Internet-Contents; es kommt in den nächsten Jahren eine riesige Nachfrage auf uns zu. Und mit ihr neue Spiel- und Angebotsformen. Aber vielleicht waren wir dafür noch etwas zu früh …! Zweitens kostendeckende Produktionen: Wir haben seit der Uebernahme des SSF konsequent darauf geachtet, dass die Sport-Produktionen kostendeckend realisiert werden. Hier besteht bekanntermassen die grösste Gefahr beim Fernsehmachen. Und drittens innovative Angebotspolitik: Wir wollten die klassische Werbung und das Sponsoring, mit den Elementen des Branded-Entertainments verbinden. Hier haben wir die grösste Einbusse erfahren müssen. Warum das so ist, liegt bestimmt an verschiedenen Faktoren – es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die fehlenden Zahlen aus der TV-Forschung zu einer grossen Zurückhaltung bei den Auftraggeber geführt hat.

Sie planen nun, Ihr Online-Angebot auszubauen. Was heisst das konkret?

Hier muss klar unterschieden werden: Die SSF Media AG ist und war ausschliesslich für den Broadcast- sprich TV-Bereich zuständig und dieser wird nun eingestellt. Die ehemaligen Betreiber des Schweizer Sportfernsehens haben schon im vergangenen Jahr auf eine Online-Strategie gesetzt und wollen diese nun vorantreiben. Im Mittelpunkt steht eine App-Struktur, die das gesamte Programm – inklusive der Live-Uebertragungen – auf allen mobilen Empfangsgeräten verfügbar macht. Die App "handballTV.ch" wurde bereits mit Erfolg eingeführt und steht kostenlos für alle mobilen Endgeräte zur Verfügung.

Jetzt ist ein weiteres Schweizer TV-Experiment nach wenigen Monaten gescheitert. Hand auf’s Herz: Ist nationales Privatfernsehen mit eigenen Programmen in der deutschen Schweiz langfristig überhaupt machbar?

Wir sind nach wie vor der Ueberzeugung, dass die Sportszene der Schweiz eine zusätzliche Plattform verdient und auch braucht. Denken Sie nur an die vielen Veranstaltungen, deren Sponsoren sich eine TV-Präsenz wünschen. Das Schweizer Fernsehen hat nicht die Möglichkeit in die Breite zu wirken und so hätte es genügend Platz für einen Sender wie das SSF. Allerdings muss der Markt mitspielen und hier haben wir die Innovationsfreude und den Mut einiger Marktteilnehmer schmerzlich vermisst. Aber auch die bereits erwähnten Synergien aus der zunehmenden Digitalisierung und die Bedürfnisse im Branded Entertainment stehen an und benötigen dringend neue Plattformen. Aber wie bereits gesagt: Vermutlich waren wir hier unserer Zeit noch etwas voraus!

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